Glaubt man den Überlieferungen, dann hat es einen gewichtigen Grund, dass im Jahre 1480 auf dem Sacre Monte bei Locarno im Tessin ein kleines Kloster entstanden ist.
Denn genau in diesem Jahr soll ein Mönch aus dem Orden der Franziskaner hier oben eine Marienerscheinung gehabt haben, die den Bruder dazu veranlasst haben soll, im Jahre 1485 zwei kleine Kapellen auf diesem Berg zu errichten, die schließlich der Grundstein zu einem ausgewachsenen Kloster gewesen sind. Nicht zuletzt ist dabei auch ein Wallfahrtsort zwingend nötig, da der Franziskaner schließlich auch seine Mitmenschen auf den Sacre Monte lotsen wollte, damit auch diesen die heilige Jungfrau Maria erscheint.
Wallfahrtskirche Madonna del Sasso auch heute ein beliebtes Ausflugsziel
Zwar sind keine weiteren solcher Erscheinungen auf dem Sacre Monte seit damals bekannt, doch die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso ist auch so heute ein beliebtes Ausflugsziel, wenn nicht sogar der Ausflugstipps am Lago Maggiore für Urlauberdie ihre Ferien am See verbringen. Damit die Besucher den Weg hinauf zu Madonna del Sasso auch finden, wurde am Fuße des Berges extra eine kleine Verkündigungskapelle errichtet, die den Kreuzweg (Via Crucis) bezeichnet, der sich von hier den Berg hinauf in Richtung Kirche windet.
In früheren Zeiten säumten zwölf kleine Kapellen diesen Kreuzweg, die sinnbildlich für die Passion Christi gestanden haben sollen. Die meisten Kapellen sind heute nur noch Ruinen und in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr erkennbar, doch in einer, recht gut erhaltenen Kapelle kann man noch heute zwei Terrakotta-Skulpturen erkennen, von denen die eine das letzte Abendmahl darstellen soll. Hat man schließlich den Kreuzweg hinauf zur Madonna del Sasso bezwungen (etwa eine halbe Stunde von Locarno aus), wird man zunächst mit einem fantastischen Ausblick über den Lago Maggiore und über die Stadt Locarno belohnt. Inmitten von Palmen und Oleander erhebt sich die Kirche, deren Äußeres im 19. Jahrhundert umgestaltet wurde, weswegen vom mittelalterlichen Aussehen des Gebäudes heute nichts mehr zu erahnen ist.
Doch betritt man das Innere der Wallfahrtskirche, fällt auf, dass das zum 500. Jahrestag der Marienerscheinung renovierte Gotteshaus in seinem ursprünglichen Zustand erhalten worden ist. Davon zeugt nicht zuletzt das aus dem Jahr 1480 stammende Gnadenbild der Madonna auf dem Altar. Auch viele Figuren, die über 400 Jahre alt sind, sind der Madonna del Sasso erhalten geblieben. Eine Vielzahl an Votivtafeln und Gemälden mit Motiven des Auszugs der Israeliten aus Ägypten runden das tolle Innere der Kirche ab. Wer nicht zu Fuß heraufkommen möchte, kann mit der vom nahe des Bahnhofs von Locarno alle Viertelstunde fahrenden Standseilbahn heraufkommen, was ein tolles Erlebnis ist und das den Besuchern der Madonna del Sasso ein tolles Panorama beschert.